2018.11.16 Mikrokosmos - Insektenwelt

Sowohl der angekündigte Referent Prof. Dr. Thomas Wagner von der Universität Koblenz-Landau als auch das in jüngster Zeit medial stark diskutierte Insektensterben, hatten wohl dafür gesorgt, dass die Molsberger Gespräche der Will und Liselott Masgeik-Stiftung mit dem Thema Mikrokosmos Insektenwelt mit über 80 Teilnehmern wieder sehr gut besucht waren.


Nach der Begrüßung des Referenten und der Zuhörer durch das Vorstandsmitglied Hella Weigand wurden die Zuhörer mit einem fachlich fundierten und wissenschaftlichen Vortrag von Herrn Wagner belohnt, der immer wieder den Bezug zum Alltag und zur Wirklichkeit herstellte. So erläuterte Wagner zunächst den Aufbau mit dessen evolutiver Entwicklung des Insektenkörpers, um dann den Bogen über die Taxonomie der verschiedenen Insektenordnungen – von den ursprünglichen Springschwänzen und Libellen bis hin zu den in ihrer Entwicklung hoch abgeleiteten Hautflüglern, Fliegen, Schmetterlingen, Käfern etc. - zu spannen. Allein in Europa sind ca. 36.000 Insektenarten beschrieben, was etwa der Zahl aller weltweit vorkommenden Wirbeltiere, also Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere entspricht. Die Artenvielfalt der sub- und tropischen Klimazonen übersteigt dies um ein Vielfaches, so dass man von weltweit ca. 1 Millionen beschriebener Arten und weiteren etlichen Millionen völlig unbekannter Arten ausgeht.


Der promovierte Biologe und passionierte Entomologe hat sich während seiner beruflichen Laufbahn auf die Käfer, als sogenannter Koleopterologe spezialisiert. Diese Insektengruppe ist zwar in Deutschland nicht ganz so artenreich wie die Hautflügler oder Fliegen und Mücken, aber weltweit entfallen etwa ein Drittel aller Insektenrten auf die Käfer. Durch ihre komplexen physiologischen Anpassungen konnten sie besonders viele Lebensräume vom Kronendach des tropischen Regenwaldes bis zu den Wüstenböden erobern. Ob als winzig kleine blattfressende d.h. phyllophage Arten oder als große totholzverwertende sogenannte xylobionte Arten, wie es der Hirschkäfer ist. Durch ihre große Artenvielfalt haben sie eine hohe Aussagekraft als Bioindikatoren von Umweltveränderungen.


So konnte Wagner zusammen mit Studenten in mehreren Feldstudien, den Rückgang der Artenvielfalt von Käfern durch den negativen Einfluss von Insektiziden und anderen Pestiziden belegen. Durch das mehrmalige Spritzen des Obstes im konventionellen Obstanbau wurde das Käferartspektrum im Vergleich zu einer Naturschutzgebietsfläche im gleichen Lebensraum drastisch reduziert. Nur wenige generell häufige Käferarten kamen noch in den Apfel- und Kirschplantagen vor, während sowohl die hohe Artenvielfalt als auch das Vorkommen seltener und spezialisierter Käferarten auf das Naturschutzgebiet beschränkt war. Die eingesetzten Neonikotinoide, von denen mittlerweile einige verboten sind, spielen hier bei der Vernichtung und dem Insektenrückgang die zentrale Rolle. Einen vergleichbaren Rückgang der Insektenbiomasse konnte der entomologische Verein aus Krefeld in seiner viel zitierten Studie am Niederrhein über einen Zeitraum von mehr als dreißig Jahren belegen.


Doch was kann der Einzelne von uns gegen das Insektensterben tun? Neben dem politischen Engagement nannte Prof. Wagner hier die Gestaltung des eigenen Gartens zur insektenfreundlichen Lebensstätte als eine Möglichkeit. Auch die gesunde Ernährung mit dem Verzicht von Billigfleisch und dem Kauf von regionalen und biologisch zertifiziert angebauten Lebensmitteln oder der eigene Nutzgarten könne eine Menge bewirken.


In den an den Vortrag anschließenden Gesprächen wurden diese Ideen von vielen der Zuhörer aufgegriffen und durch Beiträge untermauert. Hier wurde das gesellschaftliche Gärtnern von den Zuhörern ebenso angesprochen, wie das nachhaltige Wirtschaften in der Forst- und Landwirtschaft. Alle Wortmeldungen waren sich einig, dass sich gesellschaftlich etwas verändern muss, um den Rückgang der Insektenwelt und die damit einhergehenden negativen Entwicklungen zu stoppen.


„Es bleibt also eine Menge zu tun“, schloss der Naturschutzreferent der Stiftung Philipp Schiefenhövel die Molsberger Gespräche, in dem er sich beim Publikum für das zahlreiche Erscheinen und bei Herrn Prof. Wagner für den inspirierenden Vortrag bedankte.


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