Fördermaßnahmen für Blauschillernden Feuerfalter (Lycaena helle) auf Weg gebracht
mehr2016.04.15 Westerwälder Stadtökologie - Montabaur
Sowohl der Artenreichtum einer Sand- und Schotterfläche im Aubachviertel als auch verschiedene Tier- und Pflanzenarten am Schlossberg und anderen grünen Flächen von Montabaur, standen im Fokus einer stadtökologischen Wanderung, zu der die Will und Liselott Masgeik-Stiftung eingeladen hatte. Geleitet wurde die Wanderung von dem Pflanzenexperte Prof. Dr. Hans-Jürgen Tillich aus Montabaur und dem Naturschutzreferenten der Stiftung Dipl.-Biol. Philipp Schiefenhövel, der zu Beginn der Wanderung die 27 Teilnehmer begrüßte. Los ging es im mittlerweile stark überbauten Aubachviertel, in dem die beiden Exkursionsleiter trotzdem noch etliche Tier- und Pflanzenarten, wie Huflattich, Hungerblümchen oder das Behaarte Schaumkraut auf den verbleibenden Sand- und Schotterflächen demonstrieren konnten. Die hohe Dynamik und Veränderlichkeit sogenannter Ruderalflächen wurde mit Fotos aus den letzten Jahren veranschaulicht. Ein krabbelnder Prachtkäfer sowie einige Wildbienen und eine nach Insekten suchende Bachstelze zeigten den Teilnehmern die hohe Bedeutung dieser offenen sonnigen aber veränderlichen Flächen für die städtische Tierwelt. Weiter führte der Weg über die Alleestraße an der Bäckerei Grund vorbei, in deren Umgebung der Großteil des Mehlschwalbenbestandes von Montabaur brütet. Die Abnahme des geflügelten Kulturfolgers, die in vielen Westerwälder Gemeinden und Städten stattgefunden hat, konnte den Teilnehmern auch in Montabaur an den vielen verlassenen Nester aufgezeigt werden. Von hier ging es hinauf zum Vorplatz des Montabaurer Schlosses, wo u.a. das Zimbelkraut und der Braunstielige Streifenfarn als typische Mauerfugenpflanzen in den Ritzen der alten Bruchsteinmauern des Schlosses entdeckt werden konnten. Die Zerstörung dieses Kleinstlebensraumes durch die immer häufiger stattfindende Verschließung der Fugen mit Mörtel wurde hier veranschaulicht. Auf der folgenden Durchwanderung des Schlossberges von Montabaur konnten die Teilnehmer die Pracht des Geophyten-Frühlingswaldes erleben. So strecken jedes Jahr im Frühling tausende Pflanzen des Hohlen Lerchensporns, des Weißen und Gelben Buschwindröschens, des Scharbockskrautes, des Gefleckten Aronstabes u.v.m ihre Blätter und Blüten am Nordhang des Schlossberges aus dem Boden. Ein großer Bestand des Wald-Gelbsterns und das Vorkommen des Moschuskrautes sind eine Rarität für die Region. Doch nicht nur eine Vielzahl von Pflanzen sondern auch etliche totholz- und waldbewohnende Insekten, Buntspecht, Kleiber und Co, sowie zahlreiche Fledermausarten, Eichhörnchen und sogar eine Fuchsfamilie fühlen sich im Hainbuchen-Eichenwald des Schlossberges im Zentrum von Montabaur wohl. Erheblich weniger artenreich und naturnah zeigen sich hingegen immer mehr städtische Vorgärten und teils städtische Grünanlagen, die oft mit artenarmen Rasenflächen oder teils Basaltsteinschüttungen gestaltet werden. Auch solche Entwicklungen in der sich verändernden Stadt wurden angesprochen und diskutiert, bevor es über das stark bewaldete und zur Zeit von Bärlauch dominierte „Gebück“ wieder hinunter zum Ausgangspunkt am Parkplatz in der „Eichwiese“ ging.