Fördermaßnahmen für Blauschillernden Feuerfalter (Lycaena helle) auf Weg gebracht
mehrNaturschutzprojekt im Hohen Westerwald gestartet
Der Blauschillernde Feuerfalter (Lycaena helle) ist einer der seltensten Tagfalter Deutschlands und vom Aussterben bedroht. Umso mehr freute sich nun jüngst die Will und Liselott Masgeik-Stiftung aus Molsberg über den Erhalt eines Bewilligungsbescheids von der Stiftung Natur um Umwelt Rheinland-Pfalz aus Mainz, mit dem sie in den nächsten fünfzehn Jahren ein umfangreiches Förderprojekt zum Erhalt des seltenen Feuerfalters im Hohen Westerwald auf den Weg bringen kann. Dabei handelt es sich um ein Kooperationsprojekt zwischen der Masgeik-Stiftung aus Molsberg, der Universität Koblenz vertreten durch Prof. Klaus Fischer und der Biotopbetreuung des Westerwaldkreises vertreten durch Dipl. Geogr. Markus Kunz. Die Planung und Durchführung der angedachten Maßnahmen sollen durch den Naturschutzreferenten der Masgeik-Stiftung Dipl.-Biol. Philipp Schiefenhövel umgesetzt werden. Unterstützung in der Antragsphase hat die Stiftung von der Kreisverwaltung Montabaur der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, dem Landesamt für Umwelt und vor allem von den Akteuren vor Ort aus dem Forstamt Rennerod sowie den OrtsbürgermeisterInnen und deren Gemeinderäten erhalten.
Der Blauschillernde Feuerfalterist ein nur ca. 3 cm großer, tagaktiver Schmetterling. Er besiedelt Feuchtwiesenbrachen bzw. nährstoffarme bis mäßig nährstoffreiche Feuchtwiesen mit guten Beständen des Schlangen-Knöterichs (Bistorta officinalis), der in Deutschland die einzige Raupennahrungspflanze des Falters ist. Die Art ist ein prominenter Vertreter einer Lebensgemeinschaft nährstoffarmer Feuchtbrachen, welcher auch Braunkehlchen, Wiesenpieper, Lilagold-Feuerfalter, Silberscheckenfalter, Trollblume, Moor- und Fieberklee, Sumpfblutauge (Blume des Jahres 2025) und viele andere Raritäten angehören, die ebenso von den angedachten Projektmaßnahmen profitieren werden. Wald- und Gehölzränder sowie Weidenbüsche innerhalb der Feuchtbrachen bieten dem windempfindlichen Blauschillernden Feuerfalter den nötigen Windschutz.
Ab Ende April bis Mitte Juni können die Falter an sonnigen und windarmen Tagen in geeigneten Lebensräumen beobachtet werden. Die verbliebenen etwa 30 Vorkommen des seltenen Tagfalters im Westerwald sind die wichtigsten Vorkommen bundesweit. Ansonsten gibt es nur noch einige wenige Restvorkommen in der Eifel, in Baden-Württemberg, dem Alpenvorland in Bayern und an einem Standort in Mecklenburg-Vorpommern.
Der Westerwald beherbergt mit diesem Falter eine deutschlandweite Rarität, die in Rheinland-Pfalz nach der Roten Liste als "Vom Aussterben bedroht" und bundesweit als "stark gefährdet" gilt. Seine Seltenheit hat ihm außerdem den europäischen Schutzstatus in der Fauna-Flora-Habitat Richtlinie (Anhang II und IV) verschafft.
Auch im Westerwald sind die Bestandszahlen leider rückläufig. Um den Bestandsrückgängen Einhalt zu gebieten, sollen durch das geplante Projekt, das eines der umfangreichsten Naturschutzprojekte im Westerwald der letzten Jahre sein wird, kleinräumige Maßnahmen an den verbliebenen Populationsstandorten im Hohen Westerwald umgesetzt werden. Ziel der Naturschützer ist es, die verbliebenen Populationen durch rotierende Mahd in Hochstaudenfluren, Gehölzrückschnitt, die Etablierung von Brach- und Beweidungsflächen in Zusammenarbeit mit den örtlichen Landwirten sowie durch Wiedervernässung und einer Niedermoorentwicklung bei Willingen zu erhalten und zu vermehren.
Die Projektfinanzierung erfolgt aus Ersatzzahlungen aus der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung im Naturraum Westerwald, die durch die Stiftung Natur- und Umwelt Rheinland-Pfalz in Mainz verwaltet werden und für Maßnahmen des Naturschutzes eingesetzt werden.
Auch wenn es sich bei den Populationsstandorten meist um land- und forstwirtschaftlich ungenutzte Feuchtbrachen handelt, sind die Naturschützer auf die Zusammenarbeit und Unterstützung der Land- und Forstwirtschaft und vor allem auf die Zustimmung der Kommunen und Privatpersonen als Flächeneigentümer angewiesen. Daher hat die Masgeik-Stiftung während der halbjährigen Projektplanung und Antragsphase bereits mit den zuständigen Forstrevierleitern, zahlreichen Landwirten und vielen Ortsgemeinden vor Ort Gespräche geführt, die nun in der Umsetzungsphase ausgeweitet und fortgeführt werden sollen. Das Projekt soll natürlich auch durch umfassende Öffentlichkeitsarbeit begleitet werden.