Westerwälder Schwalbenschutz


Mehlschwalbe, Rauchschwalbe und Mauersegler – ein Kurzportrait
Die Mehlschwalbe (Delichon urbica) ist die kleinere der beiden im Westerwald heimischen Schwalbenarten. Sie ist von der Rauchschwalbe durch den weit gefächerten Schwanz und dem weißen Bürzel, oberhalb der Schwanzbasis, zu unterscheiden. Sie ist häufiger in der Luft über Siedlungen und Ortschaften zu beobachten, während die Rauchschwalbe häufig über Wiesen und Äckern nach Insekten jagt. Die Mehlschwalbe baut ihre Nester aus Schlamm und Lehm an die Außenfassade der Häuser und meist dicht unter die Dachvorsprünge. Im Gegensatz zu den offenen Rauchschwalbennestern ist das Nest der Mehlschwalbe nur an einer kleinen Stelle zum Ein- und Ausflug geöffnet. Die Mehl- und Rauchschwalbe sind Zugvögel. Die Mehlschwalbe kommt etwas später aus den Überwinterungsgebieten zurück als die Rauchschwalbe und verlässt ihr Brutgebiet im Herbst zu einem späteren Zeitpunkt, so dass man sie im Westerwald etwa von Ende April bis Ende September beobachten kann.

Mehlschwalbe im Flug

Erwachsene Rauchschwalben (Hirundo rustica) besitzen im Vergleich zur Mehlschwalbe lange Schwanzspieße, die im Flug gut sichtbar sind. Das Rückengefieder und der Bürzel der Rauchschwalbe sind schwarz gefärbt. Sie besitzt ein dunkles Halsband und ein kaminrotes Gesicht. Größere Ansammlungen von Rauchschwalben sind vornehmlich in der Nähe von landwirtschaftlichen Betrieben anzutreffen. Sie baut ein nach oben vollständig offenes Nest, das sie meist innerhalb von Gebäuden, wie Viehställen oder Scheunen errichtet. Die ersten Rauchschwalben kommen meist Mitte April aus den Überwinterungsgebieten zurück in den Westerwald, den sie ab Anfang September bereits wieder verlassen.

 
Rauchschwalbe im Flug

Der Mauersegler (Apus apus) ist die einzige Seglerart Nordeuropas und gehört somit nicht zu der Gruppe der Schwalben. Sein Gefieder ist ausgenommen der weißen Kehlregion schwarz gefärbt. Typisch für diese Vogelart sind seine langen sichelförmigen Flügel, die im Gegensatz zu den Schwalben im Flug nie zusammengefaltet werden. Mauersegler sieht man häufig in größeren Gruppen und  rasantem Flug um die Häuser fliegen, den sie oft durch lautes Rufen begleiten. Im Gegensatz zu den Schwalben baut der Mauersegler keine Kugelnester aus Schlamm und Lehm. Er bewohnt schmale Ritzen und Spalten an Gebäuden, in denen er aus wenigen Zweigen ein flaches Nest baut. Im Gegensatz zu den beiden Schwalbenarten ziehen Mauersegler meist nur eine Brut in der Zeit zwischen Mai und August groß, bevor sie bereits Mitte August in ihre Überwinterungsgebiete in Afrika aufbrechen.

Mauersegler im Flug

Schwalben- und Mauerseglererfassung im Westerwald – ein Kooperationsprojekt
Seit 2008 führt die Masgeik-Stiftung Brutbestandserfassungen der beiden Schwalbenarten und des Mauerseglers im Westerwald durch. Während die Brutbestände der Ortsgemeinden Hundsangen und Molsberg  jedes Jahr erfasst werden, werden andere Ortschaften der Verbandsgemeinde Wallmerod sowie Westerburg und Bad Ems in unregelmäßigen Abständen jahrweise erhoben. Die Masgeik-Siftung arbeitet in diesem Projekt eng mit der Ortsgruppe des NABU Hundsangen, mit der Unteren Naturschutzbehörde des Westerwaldkreises sowie mit der Vogelschutzwarte Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland zusammen. Durch die aktuellen Ergebnisse der Masgeik-Stiftung und der langjährigen Erfassungsarbeit des NABU Hundsangen von 1988 – 1997 können Bestandsrückgänge der Schwalbenarten in Hundsangen dokumentiert werden.

Gefährdungsursachen
Die Gründe für die Bestandsrückgänge der Schwalbenarten sind vielfältig. Die vielerorts stattfindende Aufgabe der landwirtschaftlichen Kleinbetriebe bzw. die Intensivierung der verbleibenden Betriebe und die häufig damit verbundene Umwandlung der kleinbäuerlichen Viehställe zu großen Kaltställen ist sicherlich eine der Hauptgründe für die enormen Bestandseinbrüche. Besonders der Rauchschwalbe, die sich auf die traditionellen Kleinviehställe mit niedriger Deckenhöhe und hohen Insektenpopulationen als Futterangebot spezialisiert hat, fällt es schwer sich an andere Gegebenheiten anzupassen. Durch die ständig fortschreitende Bodenversiegelung finden die Schwalben immer schlechter geeignetes Nistmaterial. Die Mehlschwalbe und vor allem der Mauersegler haben zu dem mit der Entfernung oder Zerstörung der Nester bzw. der Verschließung von Brutnischen durch den Menschen zu kämpfen. Durch Renovierungsmaßnahmen alter Bausubstanz und durch die modernen Bauweisen mit schmutzabweisendem Putzmaterial, dachnahen Belüftungsschlitzen oder dem Fehlen von Dachvorsprüngen finden die Tiere immer weniger geeignete Neststandorte. Negative Lebensraumveränderungen in den afrikanischen Überwinterungsgebieten und während des Vogelzuges werden als weitere entscheidende Gefährdungsursachen gesehen.

Schutzbemühungen im Westerwälder Schwalbenschutz
Wird bei einer Hausrenovierung darauf geachtet, dass bestehende Ritzen und Spalten belassen und mit rauem Putzmaterial gearbeitet wird, können Sie aktiv etwas für den Schutz des Mauerseglers und der Mehlschwalbe beitragen. Eine weitere Möglichkeit unsere heimischen Schwalben und Mauersegler zu schützen, besteht darin Kunstnester an der Gebäudefassade und Viehställen aufzuhängen sowie Gärten oder landwirtschaftliche Nutzflächen und Streuobstwiesen extensiv und naturnah zu gestalten.

In den Jahren 2010 und 2011 hat die Untere Naturschutzbehörde des Westerwaldes mit Unterstützung der Masgeik-Stiftung und der Ortsgruppe NABU Hundsangen über 420 Schwalbenkunstnester an Bürger im Westerwaldkreis verteilt.

Des Weiteren wurden seit 2010 über zwölf verschiedene Schwalbenhotels im Westerwald von den drei Kooperationspartnern errichtet oder deren Bau und die Errichtung durch weitere Naturschutzgruppen, Vereine und Privatpersonen betreut.

Alle Bemühungen des Westerwälder Schwalbenschutzes werden durch ausführliche Öffentlichkeitsarbeit, wie Infoveranstaltungen, Presseartikel, Betreuung von Neststandorte sowie die Veröffentlichung von Arbeitsberichten und Publikationen begleitet.

 

Bestandsentwicklung der Schwalben und des Mauerseglers in Hundsangen und Molsberg (pdf, 823,1 KB)

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Abschlussbericht "Streuobstgemeinde Molsberg + Umgebung"

Bericht zu umfänglichem Streuobstprojekt der Aktion Grün der Stiftung und Partner liegt vor

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