Naturschutz im b-05

Naturschutz im b-05
von Philipp Schiefenhövel, Johannes Zühlke, Dr. Axel Schmidt, Stefan Eschenauer, Ursula Braun und Manfred Braun

Die Flächen des ehemaligen Munitionsdepots und heutigen b-05 liegen inselartig im großen zusammenhängenden Waldgebiet der Montabaurer Höhe. Sie befinden sich innerhalb des Naturpark Nassaus und sind Bestandteil der Schutzkulisse des Fauna-Flora-Habitat-Gebietes (FFH) „Montabaurer Höhe“. Ein prioritärer Lebensraum des FFH-Gebietes ist der Borstgrasrasen, deren Pflanzengesellschaft auf den Offenlandflächen des b-05 als Fragment vorhanden ist. Durch die zunehmende Verbuschung der Offenlandflächen sind jedoch mehrere Artverluste auf den Flächen des b-05 durch den Vergleich einer Biotoptypenkartierung aus dem Jahr 2009 zur aktuellen hier vorliegenden Untersuchung im Jahr 2016 dokumentiert.

Bis 1993 wurden die Flächen des ehemaligen Munitionsdepots Horressen militärisch genutzt und die ökologisch wertvollen Offenlandflächen vom Militär frei gehalten. Nach der militärischen Aufgabe der Flächen verbuschten die Wiesen- und Heideflächen zunehmend, bevor ab 2005 die zunächst private Initiative und später der „Kunst- und Kulturverein b-05“ die Flächen von der Stadt Montabaur pachtete. Den Eingriff in die Natur durch den Kulturbetrieb glich der Verein durch umfangreiche Pflege- und Freistellungsmaßnahmen der Offenlandflächen aus. Der Verlust eines Hauptsponsors sowie ein Stadtratsbeschluss, die Flächen sich selbst zu überlassen, veranlassten den Verein sich neu auszurichten und den Naturschutz und Angebote zur Naturerfahrung als Vereinsziele ergänzend zur Kunst und Kultur aufzunehmen. Durch die Kontaktaufnahme des Vereins mit den Naturschutzverbänden und die Gewinnung der Will und Liselott Masgeik-Stiftung als Kooperationspartner konnte das hier vorliegende Naturschutzkonzept in enger Abstimmung mit der Stadt Montabaur, der Unteren Naturschutzbehörde, dem Naturpark Nassau, den Naturschutzverbänden und dem Forstrevier Montabaur erarbeitet werden. Die Will und Liselott Masgeik-Stiftung übernahm hierbei die Federführung der Erfassungen und wurde von einen aktiven Mitglied im erweiterten Vorstand des b-05 tatkräftig unterstützt.

Im Rahmen von zwölf Begehungen haben die Autoren im Zeitraum vom  24.5. bis zum 18.12.2016 über 330 Arten nachgewiesen. Hierunter befinden sich über 170 Pflanzenarten mit bemerkenswerten Funden, wie der Glockenheide, dem Quendel-Kreuzblümchen sowie vier verschiedene Orchideenarten. Bei einer nächtlichen Lichtfangaktion konnten allein 70 verschiedene Nachtfalterarten dokumentiert werden, wovon elf auf der Vorwarnliste der Roten-Liste von Rheinland-Pfalz stehen als gefährdet oder sogar stark gefährdet eingestuft sind. Auch unter den 22 nachgewiesenen Tag- und Dickkopffaltern findet man einige gefährdete und seltene Arten, wie den Argusbläuling, die typisch für strukturreiche Wiesen- und Heideflächen sowie Borstgrasrasen sind. Auch wenn die Heuschreckenfauna mit elf belegten Arten etwas artenärmer ist, zeigen die hohen Bestände der Sichelschrecke und des Wiesengrashüpfers, aber vor allem das Vorkommen der seltenen Laubholz-Säbelschrecke die überregionale Bedeutung des Gebietes. Unter den bislang 42 dokumentierten Vogelarten ist das Auftreten des Neuntöters in Mitten des großen geschlossenen Waldgebietes bemerkenswert. Die Amphibien und Reptilien sind im b-05 mit sechs Arten vertreten, wobei zu dieser Artengruppe bislang keine systematischen Untersuchungen durchgeführt wurden. Durch den Nachweis von Spuren und Fährten sowie durch die Installation von Wildtierüberwachungskameras sind im b-05 neun verschiedene Säugetierarten belegt. Hier ist das Vorkommen der Europäischen Wildkatze besonders erfreulich.

Um der Verbuschung und damit der Gefährdung der Offenlandflächen vorzubeugen, wurden detaillierte Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen mit einem geschätzten Kostenvolumen von über 70.000 € für die nächsten zehn Jahre erarbeitet. Der überwiegende Teil der Maßnahmen soll durch die Stadt Montabaur umgesetzt werden. Durch die Einstellung der Maßnahmen auf ein Ökokonto könnten somit funktional vergleichbare Eingriffe der Stadt Montabaur an anderen Stellen des Stadtgebietes auf den Flächen des b-05 ausgeglichen werden. Ein geringerer Teil der Maßnahmen soll weiterhin als Kompensation durch den Kulturverein des b-05 geleistet werden. Darüber hinaus ist die Umsetzung von Maßnahmen aus Ersatzgeldern der Unteren Naturschutzbehörde des Westerwaldkreises sowie durch die Förderung des Naturpark Nassaus vorstellbar.

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