Bericht zu umfänglichem Streuobstprojekt der Aktion Grün der Stiftung und Partner liegt vor
mehrKatrin Eder: „Streuobstwiesen sichern artenreichen Lebensraum“
„Streuobstgebiete zählen heute zu den gefährdeten Biotopen: Die Möglichkeit, jahreszeitenunabhängig Obst im Supermarkt zu kaufen, ließ das wirtschaftliche Interesse an ihrem Erhalt schwinden, weshalb Streuobstbestände vielerorts Wohnraum sowie Gewerbe- und Industrieflächen gewichen sind. Hierdurch haben zahlreiche Tiere und Pflanzen ihren Lebensraum verloren. Umso wichtiger sind Projekte wie dieses hier, das vielen seltenen Vogelarten, wie dem früher weit verbreiteten Raubwürger, dem Steinkauz, dem Grünspecht und Gartenrotschwanz, aber auch Insekten und beispielsweise dem Siebenschläfer ein wertvolles Habitat sichern“, erläuterte Umweltministerin Katrin Eder auf der Apfelblütenwanderung der Will und Liselott Masgeik-Stiftung in Molsberg im Westerwaldkreis.
Staatsministerin Katrin Eder
Seit drei Jahren widmet sich die Masgeik-Stiftung mit ihrem Projekt dem dauerhaften Erhalt der Streuobstwiesen in Molsberg und Umgebung. Das Projekt wird durch das Umweltministerium über die Aktion Grün gefördert. Innerhalb des Projektes wurden mehr als 1.300 Bäume kartiert, gepflegt und teils neu gepflanzt. Hella Weigand Vorstandsmitglied der Stiftung freute sich, zu der Apfelblütenwanderung neben der Staatsministerin Katrin Eder auch weitere politische Vertreter, Freunde der Stiftung, Ehrenamtliche und interessierte Mitwanderer begrüßen zu können. Gerade weil es der Stiftung momentan finanziell nicht so gut gehe, sei sie dankbar für jede Unterstützung - beispielsweise durch den Kreis, der durch die Kreisbeigeordnete Gabriele Wieland vertreten war. Weigand dankte für die gute Zusammenarbeit mit der VG Wallmerod und der Ortsgemeinde Molsberg, die durch den Beigeordneten der VG Wallmerod Werner Zingel und durch den Ortsbürgermeister Dieter Glässer an der Wanderung teilnahmen.
Hella Weigand (Mitte) und Dr. Norbert Kühn (3.v.r.) zusammen mit Katrin Eder (2 v.r.) und den Gästen und Unterstützern des Streuobstprojektes
Der Bedarf an zu erhaltenden und neu zu etablierenden Streuobstflächen ist unbestritten, denn mit dem Verlust ausgedehnter Streuobstgebiete haben zwischenzeitlich zahlreiche an die Strukturen angepasste Tiere und Pflanzen ihren Lebensraum verloren oder müssen starke Einschränkungen hinnehmen. Die Flächen sind jedoch pflegeintensiv und unterliegen einer kontinuierlichen Nutzung – insbesondere des erzeugten Obstes. Die personalintensive Betreuung und die Auswirkungen der Klimaerwärmung erschweren einen Erhalt dieser seltenen und dadurch umso bedeutsameren Flächen. Davon konnte auch der Schirmherr der Streuobstgemeinde Molsberg Wilderich Graf von Walderdorff berichten, der etliche seiner Streuobstwiesen im Rahmen des Projektes bewirtschaftet. Vor dem Hintergrund, dass sich mit dem Absterben alter Bäume der Bestand in Streuobstgebieten reduziert und junge Kulturen in den ersten Jahren nicht sich selbst überlassen werden können, ist der Ansatz einer ortsansässigen etablierten Stiftung neu. Die Masgeik-Stiftung geht mit dem Projekt einen verantwortungsvollen Weg, der auch für die Landesregierung große Vorteile in punkto Nachhaltigkeit hat, da die Stiftung als örtliche Institution für den Schutz und die Pflege der Bäume stets greifbar ist. „Dieses vorbildliche Projekt ist ein wichtiger Anstoß für weitere Natur- und Streuobstschutzmaßnahmen hier in der Region. Das außerordentliche Engagement aller Beteiligten begeistert mich sehr“, so Eder.
Hintergrund:
Streuobstwiesen gehören nach Paragraph 30 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatschG) zu den pauschal geschützten Biotopen. Sie stehen in vielen Bundesländern auf der "Roten Liste" der gefährdeten Biotope in der höchsten Kategorie und sind damit von vollständiger Vernichtung bedroht. In die Liste der UNESCO sind sie zum immateriellen Kulturerbe aufgenommen. Im Vertragsnaturschutz „Streuobst“ sollen Streuobstwiesen daher als artenreicher Lebensraum entwickelt und gesichert werden. Ziel ist einerseits die langfristige Sicherung von alten und die Pflege neuer Streuobstgebiete. Hierfür gewährt die rheinland-pfälzische Landesregierung unter anderem jährlich Prämien.