Naturschutztipp des Monats | April

Anlage von Rohbodenflächen im Offenland

Großflächigere offene vegetationsfreie Flächen sind im Westerwald meist auf Abbaubetriebe von Tongruben und Basaltsteinbrüchen beschränkt. In der offenen Landschaft wachsen solche Rohbodenflächen, die durch Bodenbearbeitung oder Bauarbeiten entstanden sind, durch den nach wie vor hohen Stickstoffeintrag aus der Luft, durch Samenflug oder die wieder hineinwachsende Vegetation innerhalb kurzer Zeit zu. Besonders selten findet man senkrechte Abbruchkanten oder Steilwände aus erdigen oder lehmigen Material. Diese vegetationsarmen Böden beherbergen aber sehr artenreiche, oftmals spezialisierte Tier- und Pflanzengemeinschaften. Oft sind es recht mobile Tierarten, wie bodenbewohnende Wildbienen und andere Insekten oder krautige Pionierpflanzen, die mit dem Wind verbreitet werden und somit schnell sogenannte Ruderalstandorte besiedeln können.

Durch die Anlage, die regelmäßige Offenhaltung und Wiederherstellung von Rohbodenflächen kann man die darauf angepassten Tier- und Pflanzengesellschaften fördern und einen wichtigen Beitrag zur regionalen Biodiversität leisten.  Genau dies ist an verschiedenen Stellen innerhalb der Verbandsgemeinde Wallmerod im Rahmen dessen Biodiversitätsstrategie vorgesehen und wird fachlich von der Masgeik-Stiftung aus Molsberg begleitet. Als erste Ortsgemeinde ist die Gemeinde Hahn am See zusammen mit dem Naturschutzverein Hahn hierzu an einer sonnenbeschienenen Böschung in Waldrandnähe tätig geworden. Zunächst wurde der Böschungsfuß mit einem Bagger, gelenkt von Marco Molsberger, ausgebaggert. Den Bagger hatte dankenswerterweise die Firma Reuscher aus Rennerod für die Aktion zur Verfügung gestellt. Das anfallende Material wurde auf der Böschungsoberkante aufgeschichtet. Somit konnte eine kleine senkrechte Abbruchkante und eine etwas großflächigere Rohbodenfläche geschaffen werden. Die Fläche unterhalb der neuen Abbruchkante haben die Akteure vom Naturschutzverein rund um dessen Vorsitzenden Edelbert Lemke mit einem Lehm-Sandgemisch aufgefüllt, der den Wildbienen zusätzlichen Raum für die Anlage ihrer Brutröhren bietet. "Die Öffentlichkeitsarbeit zu dieser Maßnahme ist ganz wichtig, um den Bürgern und Spaziergängern zu erklären, was wir hier gemacht haben" berichtet Ortsbürgermeisterin Doris Frink, die die Entstehung der Rohbodenfläche zusammen mit dem Gemeinderat auf den Weg gebracht hat. Zusätzlich dazu stellt die Verbandsgemeinde Wallmerod den Gemeinden Infoschilder zur Verfügung, mit denen die verschiedenen Maßnahmen vor Ort erläutert werden. Die Rohbodenflächen sollten mindestens 50cm tief sein, da viele Arten zum Schutz vor grabenden Fressfeinden wie Fuchs, Dachs und Spechten ihre Brutröhren möglichst tief anlegen.  Ebenso wichtig ist die Südexposition und die damit verbundene Sonneneinstrahlung der Böschung und die blütenreiche Umgebung der Brachfläche, die hoffentlich bald bodenbewohnende Furchen-bienen, Grabwespen aber auch wärmeliebende Spinnen u.v.m. anlocken wird. "Fast zwei Drittel der über 450 heimischen Wildbienenarten sind zur Anlage ihrer Brutröhren auf solche Flächen angewiesen" ergänzt der Naturschutzreferent Philipp Schiefenhövel von der Masgeik-Stiftung.

Anlage von Sandarien im Garten

Auch im eigenen Garten lässt sich auf kleinem Raum eine Rohbodenfläche oder sogenanntes Sandarium anlegen. Hierzu sollte man an einer sonnenbeschienenen Stelle mit Holz oder Steinen eine Umrandung anlegen oder eine kleine Grube ausheben. In diese füllt man im unteren Bereich grobes Schottermaterial als Drainage, die man dann mit einem Wurzelschutzflies abdeckt. Darauf wird nun das Lehm-Sandgemisch mit einer Mindesthöhe von 50 cm aufgebracht und festgestampft. Ideal ist eine leicht schräge Oberflächengestaltung, so dass das Regenwasser abfließen kann. Es sollte ungewaschener bzw. leicht tonhaltiger Sand verwendet werden, der zusammen mit dem Lehm nach dem Abtrocknen formstabil bleibt damit die gegrabenen Brutröhren der Insekten nicht zusammenbrechen. Zusätzlich eingearbeitetes Totholz wird gerne von holzzersetzenden Käferarten angenommen, in deren Fraßgänge wiederrum Wildbienen einziehen oder Schlupfwespen auf den darin befindlichen Larven ihre Eier ablegen.  Aufkommende Vegetation sollte man in regelmäßigen Abständen aus dem Sandarium herausziehen, da sonst die Eignung für die Wildbienen verloren geht.


Archiv

Abschlussbericht "Streuobstgemeinde Molsberg + Umgebung"

Bericht zu umfänglichem Streuobstprojekt der Aktion Grün der Stiftung und Partner liegt vor

mehr

Tiermeldungen

Sie sehen was,
woran wir forschen.
mehr

Spendenkontakt

Wir freuen uns
auf Ihren Beitrag
mehr

Zustiftungen

Der Natur
was Gutes tun
mehr

Archiv

Zur Erinnerung
- ein paar schöne
Bilder
mehr

Veröffentlichungen

Alles zum Nachlesen mehr